Am 8. Logistik Forum 2025 des VNL in Luzern standen verschiedene Themenfelder im Mittelpunkt. Intelligente Transportsysteme, Cyber-Security in der Lieferkette und das Risikomanagement von Lieferketten. Schwerpunktthemen, die den Wandel der Logistik von heute auf Morgen prägen.
Kurt Bahnmüller
Die Logistikbranche befindet sich in einem stetigen Wandel, getrieben von technologischen Innovationen, globalen Herausforderungen, umstrittenen Entscheidungen in der Politik und sich ändernden Kundenanforderungen. Themen, welche derzeit die Diskussion in der Branche beherrschen und die am 8. Logistik Forum Luzern, veranstaltet vom Verein Netzwerk Logistik (VNL), im Zentrum standen. Sustainability, oder neudeutsch Nachhaltigkeit, prägt derzeit sämtliche Unternehmensaktivitäten. und muss bezahlbar sein, betonte Michael Präger, Chief Sustainability & Communications Officer der Firma Bystronic AG, in seinem Referat. Den Einwand, Nachhaltigkeit kostet nur, lässt er nicht gelten. Unternehmen, welche den Nachhaltigkeits-Gedanken verinnerlicht haben, können durchaus rentabel arbeiten. Sustainability muss in die Unternehmens-Strategie eingebaut werden. Der Druck auf nachhaltige Produkte steigt und diesem Trend müssen die Unternehmen folgen. Im Rahmen der Nachhaltigkeits-Strategie kommt zudem dem Gedanken des Recyclings eine steigende Bedeutung zu. Produkte müssen heute – so Präger – unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit entwickelt und hergestellt werden.
In seinem Vortrag zum Thema Sicherheit der Lieferketten wies Dr. Hans von Pfuhlstein einerseits auf die alle paar Jahre statfindenden äusseren Einflüsse (u.a. Naturgewalten) auf die Lieferketten hin. Aber zahlreiche Unterbrüche sind auch „menschengemacht“, wie er sich ausdrückte. Um diese zu verhindern, muss in Workshops mit unterschiedlichen Verantwortlichen die Risikoanfälligkeit der Lieferkette analysiert werden, um auf zukünftige Ausfälle vorbereitet zu sein. Wichtig dabei ist, dass mit angemessenen Kosten allfällige Risiken ausgeschlossen werden können. Die notwendige Risikonalayse kann dabei verschiedene Teile der Lieferkette und deren Verantwortliche umfassen. Die Beurteilung der Eintrittswahrscheinlichkeit allerdings ist eher schwierig, besteht doch die Gefahr, dass gewisse Risiken unterschätzt werden. Er unterteilt dabei verschiedene Individuen, wie der Fatalist oder der Draufgänger, welche in unterschiedlicher Weise die Probleme anpacken. Dabei entstehen Verhaltensweisen, die bei späteren Risiken zur Anwendung gelangen könnten.
Brummt die Wirtschaft sind auch die Logistik-Dienstleister in der Schweiz gut ausgelastet. Aber auch das Strassennetz ist oft entsprechend überlastet. In seinem Vortrag Truck-Sharing, Effizienz neu gedacht zeigte Ludwig Häberle von der Hochschule St, Gallen auf, wie koordinierte Transporte realisiert werden könnten. Die Logistik-Dienstleister stehen vor der Herausforderung, dass ihre Fahrzeuge möglichst immer voll ausgelastet zum Empfänger gelangen. Das ist allerdings abhängig von einer ganzen Reihe von Einflussfaktoren, die unterschiedlich angepackt werden müssen. Der vorhandene Laderaum korrespondiert oft nicht mit dem zu transportierenden Gütervolumen. Mit Truck-Sharing oder neudeutsch ausgedrückt, mit einer Frachtenbörse könnten die Transporte im Schweizer Güterverkehr optimiert werden. Über eine solche Frachtenbörse könnten die einzelnen Transporteure ihre Angebote einbringen. Die Börse koordiniert die verschiedenen Transporte, um die Auslastung der einzelnen Lastwagen zu optimieren. Das ist allerdings einfacher gesagt als getan. Zuvorderst steht die Tatsache, dass die Schweizer Logistik-Dienstleister in Konkurrenz zueinanderstehen und nicht unbedingt bereit sind, ihre Kundendaten preiszugeben. Die drei grössten privaten Logistik-Dienstleister in der Schweiz, die Firmen Planzer Transport, Galliker Transport & Logistics und Camiontransport sind aufgrund ihrer Grösse, in der Lage, ihre Transporte zu bündeln, um möglichst wenige Fahrzeuge einzusetzen. Eine Frachtenbörse wäre wohl eher für mittelgrosse und kleinere Transportunternehmen attraktiv, die über wenige Fahrzeuge verfügen, die zudem nicht täglich alle voll im Einsatz stehen. Ein spezielle Logistik-Dienstleistung stellt die Versorgung der verschiedenen Baustellen in der Schweiz mit Baustoffen wie beispielsweise Beton dar. Thomas Heinen von der Adnovum AG, einem führenden Anbieter von Softwarelösungen und Sicherheits-Dienstleistungen, erläuterte verschiedene Massnahmen, um kundenoptimierte Zulieferungen von Beton an die Baustellen zu realisieren. Dabei muss gewährleistet sein, dass die Baustellen aufgrund der oft beengten Verhältnisse zeitnah über die Ankunft der Lieferfahrzeuge informiert werden. Eine Möglichkeit dazu bieten GPS-Systeme.
Zum Thema Sicherheitsaspekte von kritischen Infrastrukturen äusserte sich Professorin Petra Maria Asprion, Dozentin an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Vieles im Bereich der Sicherheit der Lieferketten hängt mit Vertrauen in einer sichere Umgebung zusammen. Das ist ein sensibles Thema, denn die Varianten, Daten zu stehlen, haben sich in der Vergangenheit intensiviert. Ist das Vertrauen in das eigene System nicht (mehr) vorhanden entstehen die Probleme. Die Sicherheit kann mit verschiedenen Massnahmen gewährleistet werden, dazu zählt auch der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz. In der Sicherheitsorganisation eines Unternehmens müssen alle Beteiligten involviert sein, nur dann lassen sich tragfähige Lösungen zur Sicherheit realisieren. Dazu muss man sich mit den zunehmend effektiver werdenden Angriffen auch mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) auseinandersetzen. Mit KI lassen sich andererseits präzisere Aussagen über mögliche Fehlerwarnungen und Vorhersagen von Angriffen machen.
Rekalibrierung der Logistik in den Realbetrieb
Roy Siegenthaler, CEO des Pharma Grossverteilers Alloga AG befasste sich mit der Rekalibrierung des Logistik am Beispiel der Alloga AG. Er betonte, dass im Unternehmen nach dem Ende von Covid wieder „normale Zeiten“ herrschen, trotz dem aber musste einiges verändert werden. Die Prozesse wurden weiter flexibilisiert und die Logistik-Abläufe wurden optimiert und überarbeitet. „Lean Management ist kein Dogma, sondern ein vom Management gelebtes Rückgrat,“ betonte Siegenthaler und ergänzte: „Prozesse, Tools und Charts retten kein Leben, sondern Leadership.“ Mit dem virtuellen Zwilling können komplexe Prozesse in der Produktion dargestellt und optimiert werden. Zölle, wie sie US-Präsident Donald Trump in wilder Hast festlegte, beeinflussen die Supply Chain. Das wiederum führt zu Überlegungen was kann unternommen werden, um die laufende Produktion neuen Rahmenbedingungen anzupassen. Eine komplexe Herausforderung. Roy Siegenthaler ist überzeugt, dass mit einer virtuellen 3-D-Simulation neue Erkenntnisse in der Produktion realisiert, werden können, und dies wiederum wird die industrielle Fertigung nachhaltig verändern. Dabei können bestehende Daten integriert werden, um virtuelle Lösungen zu erarbeiten. In einer Partnerschaft mit Apple Vision will Dassault Systems das Product-Design und die Fertigung revolutionieren.